Geiselnahme
Manchmal geschieht es unverhofft, manchmal geplant. Hochspannung ist in jedem Falle angesagt, denn Geiselnahmen sind selten ein langweiliges Thema. Der Krimiclub hat einige Fakten zusammengetragen und beleuchtet einen, aus heutiger Sicht, unglaublichen realen Fall der Gladbecker Geiselnehme.
Geiselnahme oder Entführung?
Die Abgrenzung ist im Strafrecht nicht klar deklariert und die Grenze ist auch in realen Fällen sehr fliessend. In der Regel spricht man von Entführung, wenn es sich bei den Opfern um Einzelpersonen handelt, und der Aufenthaltsort des Opfers nicht bekannt ist. Meist steht dann auch eine klare Lösegeldforderung im Vordergrund.
Bei einer Geiselnahme ist der Aufenthaltsort der Geiseln meist bekannt. Die Forderungen richten sich eher um das Erwirken eines speziellen Bedürfnisses z.B. Gewährleistung der Flucht, oder politische Motive wie z.B. die Freilassung von Gefangenen, oder Geldbeschaffung für Terrorzwecke (Piraterie in Somalia).
Spontan oder geplant?
Wohl meist spontan. Der Klassiker, ein Banküberfall geht schief.
Die Geiselnehmer
Gangster allemal, oder Terroristen. In Büchern und Filmen meist nicht die hellsten Typen.
Die Geiseln (Stockholmsyndrom)
Um sie geht es eigentlich, oder auch nicht, jedenfalls sind sie Mittel zum Zweck. Ein Phänomen das bei längerer Gefangenschaft auftreten kann, ist das sogenannte Stockholmsyndrom. Die Geiseln wollen sich möglichst gut mit den Geiselnehmern stellen, damit sie verschont werden. Die Stresssituation und besonderen Umstände führen dabei zu einer tiefen emotionalen Bindung zu den Tätern
Die Forderung
Die Vielfallt ist gross. Im Vordergrund stehen Freiheit (Möglichkeit zur Flucht), Geld, Freilassung von Gefangenen oder andere politische Forderungen, Essen, und andere Dinge. Die Forderung nach Waffen wird von den Verhandlern konsequent abgelehnt.
Die Verhandler
Es gibt sie tatsächlich die Profi-Verhandler. Sie sind jedoch keine Einzelgänger, sondern hinter ihnen steht ein ganzes Team. Psychologen, Analytiker und andere Fachkräfte unterstützen den Verhandlungsführer.
Die Verhandlung Taktiken
Die Taktiken haben sich im Laufe der Jahre radikal geändert. Hiess es früher noch „gib auf, wir sind stärker“, so wird heute eine ganze Palette von Taktiken angewendet. Man spricht vom S.A.F.E 1) Modell. Dabei werden diversen „frames“ (Rahmen) abgesteckt und ausgehandelt, um den Geiselnehmer zum aufgeben zu überreden. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Face frame, es geht dabei darum, dass der, oder die Geiselnehmer nicht ihr Gesicht verlieren, und mit erhobenem Haupt aufgeben dürfen. 1)Substantive frame. Attunement frame. Face frame. Emotion frame. Rogan & Hammer, 2002)
Die Spezialtruppen (Real- Crime; GSG 9, Diamant KPO Zürich)
Man kennt sie spätestens seit Mogadishu, die Sondereinsatztruppen. Sie kommen zum Zug, wenn gar nichts mehr geht.
Das Ende, selten unblutig, selten erfolgreich für die Geiselnehmer
Haben sie schon mal von einer gelungenen Geiselnahme gehört? Der Anteil gescheiteter Geiselnahmen dürfte wohl weit höher sein. Zu gut sind die heutigen Polizeikräfte und Spezialeinheiten ausgebildet und technisch ausgerüstet, als das man noch mit einer solchen Aktion durchkommt. Das hat auch dazu geführt, dass Geiselnahmen in der heutigen Zeit ein sehr seltenes Verbrechen sind.
Links und Tipps
Bericht über die Verhandlungstruppe der Kantonspolizei Zürich | https://www.nzz.ch/zuerich/talk-him-out-oder-take-him-out-1.18234490 |
Bericht über die Spezialtruppen beim Deutschen SEK – Die Verhandler | https://sek-einsatz.de/spezialeinheiten/vg-die-verhandlungsgruppe/2265 |
Bericht über die Spezialtruppen beim Deutschen SEK – Die Einsatzgruppe GSG 9 | http://sek-einsatz.de/spezialeinheiten/die-gsg-9-der-bundespolizei/2262 |
Bericht über das Gladbecker Geiseldrama | http://www.ndr.de/kultur/geschichte/chronologie/Das-Gladbecker-Geiseldrama,gladbeck104.html |
Bericht über das Stockholmsyndrom | http://www.spiegel.de/stockholm-syndrom |
Weiteres zum Thema auf der Krimiclub – Webseite: Spurensuche "Bankraub"
Spezial: Das Gladbecker – Geiseldrama, eine unglaubliche Geschichte pdf