Strassenfeger

Strassenfeger

Nein, es bedarf Anfang der 60er Jahre einer speziellen Putzmaschine, um die Strassen leerzufegen, es genügten die Kurzserie der Krimi – Meister Durbridge und Wallace um die Trottoire leer zu bekommen.

Es war die Zeit las Millionen vor dem Bildschirm sassen und in Gruppen darüber rätselten, wird der Mörder war. Die Mini-Serien waren auch ein gesellschaftliches Phänomen. Alle sprachen darüber und rätselten mit. In Frankfurt am Main gaben Taxi-Chauffeure die neusten Infos weiter, so dass man auch ohne Fernseher auf dem Laufenden war.

Die Krimis, allen voran Francis Durbridge "Tim Frazer" erzielte eine Traumeinschaltquote von 93%!

Wie kam es dazu? Die Auswahl der Fernsehsender war äusserst begrenzt, meist nur ein zwei Sender. Dazu kam, man musste die Sendung am Ausstrahlungszeitpunkt sehen. Es gab dazumal schlicht keine Aufzeichnungsgeräte. Diese kamen erst 1975 mit Sony Betamx und ein Jahr später JVC mit dem VHS System, Telefunken brachte dann noch Video 2000 heraus. Durchgesetzt hatte sich dann VHS, was heute aber schon längst wieder überholt ist. Dies und der gesellschaftliche Aspekt des Mitdabeisein, liessen die Zuschauerzahlen in bis dahin ungeahnte Höhen schnellen.

60er

Leidtragende waren die Restaurants, Theater oder Kinos. Etwas das dem Kabarettist Wolfgang Neuss gar nicht passte. Er schaltete ein Grossinserat und verriet den Mörder aus der Serie "Das Halstuch". Die Leute sollen lieber seinen Film sehen, statt vor die Glotze zu hocken. Auch wenn er den Täter nur zufälliger weise richtig geraten hatte, so geriet er unter massive Kritik, gar von Landesverräter war die Rede. Der erste deutsche Shit-Storm zog übers Land. Natürlich floppte sein Film erbärmlich.

Der Anfang dieser Hysterie hat im Radio seine Wurzeln. Durbridge war dort schon seiner 'Paul Temple'-Reihe aufgefallen und bekannt geworden. Das veranlasste dann den WDR die Krimis für das Fernsehen zu produzieren.

Vorangegangen waren jedoch auch andere Serien. So etwas ab 1958 "Stahlnetz", eine Serie über reale Fälle welche in Spielfilmformat gebracht wurden.

Weitere Strassenfeger waren unter anderem "Die Gentlemen bitten zur Kasse" ein Dreiteiler mit Horst Tappert als Posträuber Michael Donegan, sowie die Serie "Percy Stuart". In dieser will der wohlhabende Percy Mitglied Eccentric-Club werden. Mit dreizehn Mitgliedern war der Club jedoch voll. So fordert Percy die Mitglieder auf, dass ein jeder ihm eine Aufgabe gibt die er, zuweilen unter Einsatz seines Lebens, lösen muss, um die Mitgliedschaft zu erlangen. Percy Stuart übernahm jede Aufgabe mit dem Satz: "Ich werde mein Bestes tun! Gentlemen."

Ab dem 9. Juli 1965 befand sich ein Dr. Richard Kimble "Auf der Flucht". Der zu Unrecht verurteilte Mann kann auf dem Transport zum Gefängnis fliehen, und begibt sich auf die Suche des wahren Mörders. 26 Folgen lang wird er kreuz und quer durch das Land, bis er am 20.Oktober 1967 den wahren Mörder überführen kann. Die Neuverfilmung von 1993 mit Harrison Ford und Tommy Lee Jones,welcher für seine Rolle als Chief Deputy Marshal Samuel Gerard einen Oskar bekam, dürfte einigen noch in Erinnerung sein.

Doch zurück zu den Durbridge Verfilmungen. Dieser war damals seiner Zeit weit voraus. Was heute zu jeder guten Serie gehört, hat er so zu sagen erfunden, haufenweise mögliche Täter und am Ende jedes Teils ein Cliffhanger. Gepaart mit lokal bekannten Schauspielern und aussergewöhnlichen Drehorten, war dies ein Garant für gelungene Serien.

Somit war Durbridge lange Zeit das Mass der Dinge. Wirklich neue Impulse kamen erst mit der Realzeithandlung von "24" ins Spiel.

So lohnt sich ein Blick zurück und ein Ansehen der alten schwarz-weiss Filme.

Liste der Durbridge Filme

  • 1959: Der Andere, Regie: Joachim Hoene, Hauptdarsteller: Albert Lieven, 6 Teile, 200 Min.
  • 1960: Es ist soweit, Regie: Hans Quest, Hauptdarsteller: Jürgen Goslar, Siegfried Lowitz ,6 Teile 235 Min.
  • 1962: Das Halstuch, Regie: Hans Quest, Hauptdarsteller: Heinz Drache, Albert Lieven, 6 Teile, 220 Min.
  • 1963: Tim Frazer , Regie: Hans Quest, Hauptdarsteller: Max Eckard, Marianne Koch, 6 Teile, 220 Min.
  • 1964: Tim Frazer - Der Fall Salinger, Regie: Hans Quest, Hauptdarsteller: Max Eckard, 6 Teile, 190 Min.
  • 1965: Die Schlüssel, Regie: Joach, Hauptdarsteller: Harald Leipnitz, Albert Lieven, 3 Teile, 230 Min.
  • 1966: Melissa, Regie: Paul May, Hauptdarsteller: Günther Stoll, Ruth Maria Kubitschek, 3 Teile, 190 Min.
  • 1968: Ein Mann namens Harry Brent, Regie: Peter Beauvais, Hauptdarsteller: Albert Lieven, 3 Teile, 180 Min.
  • 1970: Wie ein Blitz, Regie: Rolf von Sydow, Hauptdarsteller: Albert Lieven, Paul Hubschmid, 3 Teile, 220 Min.
  • 1971: Das Messer, Regie: Rolf von Sydow, Hauptdarsteller: Hardy Krüger, Eva Renzi, 3 Teile, 200 Min.

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 Picadilly

Piccadilly null Uhr zwölf

Inhalt

Mike Hilton (Helmut Wildt) saß acht Jahre unschuldig im Gefängnis. Nun wird er allerdings vorzeitig entlassen und möchte sich an den Männern rächen, die für sein Einsitzen verantwortlich waren. Der damalige Ex-Kommissar Bellamy (Hanns Lothar) ist allerdings der Trunksucht zum Opfer gefallen. Doch Mikes Anwalt Cunningham (Pinkas Braun) dreht immer noch krumme Dinger und hier liegt auch der Hund begraben: Als Bellamy sich wieder fängt, gelingt es ihm mit Hilton, Cunningham und den Gangster Whity (Klaus Kinski) zu Fall zu bringen.

 

Darsteller

Hanns Lothar (1929 – 1967) als Jack Bellamy
ursprünglich Bühnenschauspieler, ca. 50 Filme, früher Tod durch Nierenkolik

Helmut Wildt (1922 – 2017) als Mike Hilton
nach Abitur Soldat, Kriegsgefangener USA, England (1946 – 47), Schauspieler und Synchronsprecher "Ben Hur" und "der Clou", Mitarbeit Tatort 1977

Ann Smyrner (1934 – 2016) als Ruth Morgan
dänisches Fotomodel, 40 Filmen teils semierotischen B-Produktionen, Perry Rohden

Pinkas Braun (1923 – 2008) als Sir Cunningham
Schweizer Schauspieler, Schauspielhaus Zürich, Edgar – Walles – Filme, Anna Göldin

Klaus Kinski als Whity
Werner Herzog Aguirre, der Zorn Gottes, Fitzcarraldo

Marlene Warrlich als Della
Karl Lieffen als Lee Castello
Camilla Spira als Pamela
Rudolf Fernau als Craddok
Dieter Eppler als Slattery
Kurt Zips als Donovan
Ilja Richter als kleiner Junge

Drehbuch

Rudolf Zehetgruber
Kommissar X 60er "Ein Käfer gibt Vollgas" 70er

Produktion

Divina-Film:  Ilse Kubaschewski
Eberhard Meichsner

Originaltitel: Piccadilly null Uhr zwölf
Produktionsland: Deutschland 1963
Sprache / Ton: Deutsch DD 2.0 (Mono)
Bildformat: 1,66:1 (s/w)
Laufzeit: 91 Minuten

 

 

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