Düstere Zeiten in Zug

ZytturmDie Uhr des Zytturms schlägt sieben Mal. Dunkle Schatten überziehen das schwach beleuchtete Wahrzeichen von Zug. Die Mitglieder des Krimiclub haben sich zu einem Stadtrundgang der besonderen Art. Zugs blutige Vergangenheit ist das Thema. Eine Überraschung für den Chef.

Führung durchs düstere Zug

Als äusserst kompetenter Führer an diesem Abend fungiert Dr. Christian Raschle. Seines Zeichens Historiker, Stadtarchivar und langjähriger Lehrer am Gymnasium in Zug. Christian Raschle empfängt uns im alten Rathaus. Im Ratssaal im 3. Stock weiht er uns in die Geschichte der Stadt ein. Einst wurden dort Angeklagte verurteilt und manch ein Martyrium begann. Lange urteilten dort die Ratsherren mehr willkürlich als gerecht über die Angeschuldigten. Weit weg von juristischer Gerechtigkeit. Schon kleinste Vergehen oder Andersartigkeiten genügten für eine Anklage. So gelangte vermutlich manch unschuldiger Bürger vor den Richter. Konnte dieser seine Unschuld nicht lückenfrei beweisen oder schwieg gar, drohte ihm unmenschliche Behandlung und Folter. Eine Gefängnisstrafe war kaum denkbar, dazu fehlten schlicht die notwendigen Verliese.

Die Folterungen fanden im Chaibenturm statt. Dessen Wände sind so dick, dass die Schreie der Angeklagten nicht nach aussen drangen. Die Methoden waren äusserst brachial und brutal. Auspeitschen der Füsse, Strecken mit Gewichten, kneifen mit heissen Zangen, solche und viele andere unsäglichen Verfahren wurden dazumal angewendet.

Zugs letzte Hexe

Gefängnis ZytturmDiese abstrakten Schilderungen bekommen mit der Geschichte von Katharina Kalbacher ein konkretes Bild. 1737 ging sie als letzte Hexe von Zug in die Geschichte ein. Sie selbst zeigte sich an und erzählte von ungeheuerlichen Taten. Ob die damals siebzehnjährig wirklich von sich aus handelte oder von aussen dazu genötigt wurde, lässt sich heute nicht mehr sagen. Belegt sind aber ihre Folterqualen und ihr grausamer Tod. Unter unsäglichen Qualen „gestand“ sie zusätzliche Taten ein und denunzierte weitere Personen aus ihrem Umkreis. Wahrscheinlich um dem Strafmass des Feuertodes zu entgehen und den Tod durch das Schwert zu erdulden.

Am letzten Tag ihres Lebens führte ihr Weg vom Chaibenturm zum Zytturm und weiter aus der Stadt hinaus Richtung Westen zur Richtstätte bei der Schutzengelkapelle. Christian Raschle führt uns auf ihren Spuren zu den Gebäuden ihrer qualvollen letzten Reise. Den Chaibenturm können wir heute leider nicht besichtigen. Der ehemalige Hort des Zuger Betreibungsamtes ist bedauerlicherweise nicht mehr zugänglich, da der Turm heute in Privatbesitz ist. Besteigen dürfen wir jedoch den Zytturm. Dieser ist für jedermann offen. Den Schlüssel erhält man übrigens in der Wunderbox am Fischmarkt 10 gegen Hinterlegung eines Ausweises. Auch im Zytturm finden sich Spuren grausiger Zeiten. Zwei Gefangenboxen machen nicht gerade den gemütlichsten Eindruck.

Der Gang zum Richtplatz

Vom Zytturm führt Katharina Kalbachers Weg durch das ehemalige Baarertor, hinaus aus der Stadt. Jede Station bedeutete für Katharina Kalbacher weitere Folter und Qualen, unter Anbetung von Gott und allen Heiligen. Die damalige Kirche nutzte das Ereignis für ihre Zwecke aus. So verkündet der Pfarrer das Hinrichtungsdatum in der Kirche und forderte seine Gläubigen auf diese zu verfolgen. Man kann sich nur allzu gut vorstellen, wie zahlreiche Zuger Bürger und Bürgerinnen am Weg Spalier standen. Mal spottend über Katharina Kalbacher, mal angeekelt vom Spektakel, wohl aber froh nicht selbst in der Position der Hexe zu sein. Selbst Kinder werden mitgenommen, um zu sehen was ihnen blühen kann, wenn sie sich nicht rechtens benehmen.

SchutzengelkapelleImmer näher rückt der Richtplatz welcher zwischen der Eisenbahn und der Schutzengelkapelle liegt. Heute kann man sich kaum mehr vorstellen, wie dort einst Katharina Kalbacher enthauptet wurde. Betroffen vom ihrem Schicksal dürfen wir am Ende unserer Tour unsere „Henkersmahlzeit“ einnehmen. Wir verköstigten uns im nicht minder traditionsreichen Restaurant Brandenberg bei Suppe und Brot. Dank Christian Raschles bildreicher Beschreibung der damaligen Ereignisse ging damit ein denkwürdiger Krimiclubabend zu Ende.

An dieser Stelle möchten wir uns bei Christian Raschles ganz herzlich bedanken. Er erwies sich nicht nur als Kenner der Geschichte, sondern ist auch ein begnadeter Erzähler. Danke Christian!

Weiterführende Links:

Historischer Verein Zug 
Burg Zug

Viel Vergnügen beim Stöbern !