Wienerblut - Der dritte Mann
Denkt man an Wien und Krimi, so kommt einem unweigerlich „Der dritte Mann“ (Originaltitel: „The Third Man“) in den Sinn. Kaum ein anderer Film hat eine Stadt so geprägt, wie dieser britische Spielfilm von Carol Reed aus dem Jahr 1949. Es war Reeds zweite Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Graham Greene nach dem eher unbekannten Film „The fallen idol“ (Kleines Herz in Not). Graham Greene schreibt im Vorwort von „Der dritte Mann“:
„Dieses Buch wurde nicht geschrieben, um gelesen, sondern um gesehen zu werden. “
Damit hat er recht. Kennen doch die wenigsten Zuschauer des Filmes die literarische Vorlage. Gleichzeitig stellt er jedoch sein Werk weit unter den Scheffel.
Ursprung
Greene, beauftragt mit dem Auftrag das Drehbuch zu schreiben, beanspruchte für sich eine Romanvorlage. Ohne diese Grundlage sei es ihm nicht möglich ein Drehbuch zu schreiben. Allein dies zeigt, welche Qualitätsansprüche Greene an sich selbst stellte. Diese werden dann im Buch auch erfüllt. Knapp 140 Seiten genügen Greene um den Leser in das Nachkriegs Wien um 1947 zu versetzen. Grundlage dazu war ihm eine Notiz auf einem Briefumschlag, die er Jahre zuvor geschrieben hatte.
„Vor einer Woche hatte ich für immer Abschied von Harry genommen, als sein Sarg in die im Februarfrost erstarrte Erde hinabgelassen wurde. Ich traute also meinen Augen nicht, als ich ihn in London im Menschengewühl vorübereilen sah.“
Die Figuren
Der Londoner Schriftsteller Rollo Martins (im Film Holly Martins) bekommt eine Einladung seines langjährigen Freundes Harry Lime diesen in Wien zu besuchen. Er soll einen Artikel über Harry Limes Fürsorgeeinrichtung verfassen. Als Martins in Wien ankommt, vernimmt er, dass Limes bei einem Unfall verstorben sei. Martins, aufgewühlt durch den Tod seines Freundes, will die mysteriösen Umstände von Limes Tod begreifen. Er begibt sich auf die Suche nach Zeugen des Unfalles. Dabei gerät er immer tiefer in eine Geschichte über organisierten Schwarzhandel mit Penicillin. Bald muss er auch feststellen, dass Limes nicht tot ist, sondern sich dem Zugriff der Polizei durch seinen vorgetäuschten Tod entziehen wollte. Martins gelingt es seinen ehemaligen Freund zu treffen. Auf dem Riesenrad im Prater treffen ihre zwei gegensätzlichen Weltanschauungen aufeinander. Martins, entsetzt vom geldgierigen Charakter seines Freundes, beschliesst ihn an die Polizei zu verraten. Kurz vor dem Zugriff der Polizei gelingt es Limes in die Kanalisation zu flüchten. Doch Limes sitzt in der Falle.
In der Kanalisation
Erstaunlich wenig Platz nimmt gerade die so berühmte Schlussszene im Buch ein. Seine Beschreibung des durch die Viermächte geteilten Wiens ist atmosphärisch dicht, seine Personenbeschreibung sehr lebendig. Diese hervorragende literarische Vorlage gestattete Carol Reed eine kongeniale Verfilmung. Dazu wurde das Originalbuch, nach hartem Ringen, in einigen Teilen verändert. Am auffallendsten ist dabei die Namensänderung der Hauptfigur. Aus Rollo Martins, wurde Holly Martins. Nicht zuletzt auf Grund einer Intervention von Joseph Cotten, welcher den Vornamen Rollo lächerlich fand.
Reed gelang damit einer der grössten Thriller der Nachkriegszeit und ein Klassiker des Film Noir. Robert Krasker schwarz-weiss Bilder haben zu Recht den „Oscar“ erhalten. Herausragend sind die schauspielerischen Leistungen von Joseph Cotten und natürlich Orsen Wells in der Rolle von Harry Limes. Nicht zuletzt trug die eingängige Titelmelodie von Anton Karas zum Erfolg des Filmes bei.
Orte
Prater
Der Wiener Prater umfasst ca.6m2 Land. Der darin enthaltene Vergnügungspark macht nur einen geringen Teil der Fläche aus. Ursprünglich Kaiserliches Jagdgebiet wurde der Prater von Kaiser Joseph II öffentlich gemacht. Nebst dem Riesenrad findet man diverse weitere Attraktionen und Restaurants. Das Gelände ist frei zugänglich und ganzjährig geöffnet. Die Hauptsaison: 15. März – 31.Oktober.
http://www.wiener-prater.at/index.php
Kanalisation
Eine besondere Attraktion bietet das Wiener Abwassernetz. Wer sich den Schauplatz des Finale von „Der dritte Mann“ ansehen möchte, kann an entsprechenden Führungen teilnehmen.