Robert Galbraith Böses Blut
Inzwischen weiss es wohl jeder, dass hinter dem Pseudonym Robert Galbraith die Harry Potter Erfolgsautorin J.K. Rowling steht. Aktuell ist Sie gerade einem Sturm der Entrüstung ausgeliefert. Ihre umstrittenen Äusserungen zur Transgenderthematik führten dazu, dass der aktuelle Band der Cormoran Strike Serie "Böses Blut" zensiert oder gar verbrannt wurde.
Das hat wenig mit dem Buch zu tun, in welchem sich ein Serienmörder als Frau verkleidet, um dadurch an Frauen ranzukommen. Die Szene ist im fast 1200 Seiten Wälzer winzig und kaum von Belang. Vielmehr steht Frau Rowling als prominente Schriftstellerin im Rampenlicht und dient daher als perfekte Reibungsfläche der Transgenderbewegung. Dass das Buch darunter leidet ist schade. Man sollte es ohne Vorurteile lesen.

Zu Beginn der Cormoran Strike Serie war man ja sehr gespannt, wie sich die Autorin in der Erwachsenen Literatur schlägt. Doch Sie zeigte allen Skeptikern, dass Sie sich problemlos in diesem Umfeld behaupten kann. Mit Cormoran Strike und Robin Ellacott hat Sie ein klassisches Ermittlerduo erschaffen, welches sich nun bereits zum fünften Mal gemeinsam dem Bösen stellt. Für einmal ist es ein "cold case" ein nie wirklich geklärtes Verbrechen. Die Ärztin Margot Bamborough wird seit über 40 Jahren vermisst. Allgemein wird angenommen, dass sie ein Opfer des "Essex Butcher", einem äusserst gewalttätigen Serienmörders namens Dennis Creed, geworden ist.
Ihre Tochter Anna begegnet unverhofft Strike und sieht dies als Zeichen, welches ihr eine Wahrsagerin gedeutet hat. Nie hat sie das Verschwinden ihrer Mutter überwunden und so engagiert sie den mittlerweile bekannten Ermittler für die Suche nach ihrer Mutter. Strike sagt aus reiner Neugier zu. Zusammen mit Robin versucht Strike das Verschwinden von Margot Bamborough aufzuklären.

Parallel dazu haben beide mit ihren Familiengeschichten zu kämpfen. Robin ist mitten in der Scheidung von ihrem Ehemann Matthew und Strike sorgt sich um die Gesundheit seiner kranken Tante. Da nebst meldet sich auch noch sein ungeliebter Vater und Robin muss ungebetene Verehrer abwehren.

Es beginnt eine langwierige Ermittlungsarbeit. Als Leitfaden dient den beiden Privatdetektiven ein Notizbuch des ehemaligen Ermittlers der Polizei. Dieser entwickelte eine obskure Theorie und wurde schliesslich nervenkrank und vom Fall abgezogen.
Das erstaunliche dabei ist, dass die Erinnerungen an den letzten Tag, an welchem Margot Bamborough gesehen wurde, bei fast allen Zeugen noch klar präsent sind. Das scheint zuweilen unglaubwürdig. Dies und die verzögerte Rückmeldung einer entscheidenden Zeugin, welche eine Mailanfrage zufälligerweise wieder im Spamordner findet (die Begründung scheint eher Mittel zum Zweck der möglichst späten Figureneinführung zu sein, als den logisch), sind die wenigen Schwachstellen im Buch.

Die Geschichte zieht sich zeitweilig in die Länge. Alle möglichen Verdächtigen und ehemalige Zeugen werden vernommen. Zuweilen fühlt man sich in einem Sightseeing – Bus, welcher vom Weg abgekommen ist. Die Höhepunkte der Rundreise lassen lange auf sich warten. Am meisten Spannung kommt durch die Frage auf: „kommen nun Robin und Cormoran endlich zusammen?“.

Doch bekanntlich kommt das Beste am Schluss. Allein das Verhör welches Cormoran Strike mit Dennis Creed führt, ist schlicht Extraklasse. Und die Auflösung des Falles dürfte doch einige Leser überraschen. Es wird wohl nicht der letzte Band um das Ermittlerduo sein. Hoffen wir der nächste Band kommt kompakter daher.

Viel Vergnügen beim Stöbern !